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  • Zeitreise: Raisdorf von 1949 bis heute!

Das erste Schulgebäude mit einem Klassenraum für 80 Schulkinder wurde 1746 auf Grund der von der dänischen Regierung am 1. 1. 1745 herausgegebenen gemeinschaftlichen Schulordnung errichtet. Bis dahin hatte sich das Kloster wenig um die geistige Ausbildung seiner Untertanen gekümmert. Es gab nur wenige Schulkaten in unserm Bezirk, die die Lehrer mit den Kuhhirten teilen mußten. Der Kuhhirte des Dorfes — um 1750 war es in Raisdorf Marx Muhl — hatte übrigens eine bedeutende Stellung inne, weil er tagsüber für die Kühe aller Bauern, die in jener Zeit noch auf die gemeinsame Weide getrieben wurden, voll verantwortlich war. Kein Bauer, dem sein Vieh lieb war, wollte es mit ihm verderben. Der erste Lehrer in Raisdorf, der auch der erste öffentliche Beamte war, ist Johann Peter Lange. Seine Nachfolger M. H. Erich (1790—1820), Sibbern Ebsen (1828—1868), der nach einem Bericht seines Sohnes, des Kaufmanns Ebsen in Preetz, auf Veranlassung der Priorin 1844 die 37 Linden auf dem Dorfplatz gepflanzt hat, Hans Hinrich Glöde (1869—1900), Heinrich Braasch (1910—1924) haben lange Jahre segensreich in unserer Gemeinde wirken können. 1873 wurde die zweiklassige Schule erbaut, und im Jahre 1950 wird die sechsklassige Schule eingeweiht werden. Die ersten Handwerker in Raisdorf waren die Schmiede und Rademacher. Die Nickelsche Schmiede auf dem Hasenberg, die bis in die 40er Jahre des vorigen Jahrhunderts ebenso wie die Lephtiensche Stellmacherei direkt an der alten Landstraße Kiel-Preetz lag, geht bis in das Jahr 1600 zurück.  Um 1850 waren in Raisdorf eine Schmiede, zwei Rademacher, mehrere andere Handwerker und eine Hökerei vorhanden. Die Hökerei wurde später von Karl Spethmann, der als „Korl Putt" in der Erinnerung alter Raisdorfer weiterlebt, in einer Strohkate am Dorfplatz betrieben. Zu den Handwerkern um die Mitte des Jahrhunderts zählte der Pantoffelmacher Steffen, der in seinen besten Jahren 16—18 Gesellen beschäftigte, die älteren Einwohner wissen noch von seinem Bernhardiner-Gespann zu erzählen, das hochbeladen mit Holzpantoffel-Paketen täglich zum Bahnhof trabte. Auch das Schuhmacher-Handwerk war schon früh in unserm Dorfe vertreten.

Die Familie Otto Steen ist seit 1876 ansässig. Eine eigene Mühle hat Raisdorf bis zur Eröffnung der Schmidt'schen Müllerei im Jahre 1900 nicht gehabt. Viel in Anspruch genommen aber wurden die an der Schwentine in einem tiefen, romantischen Tal gelegene Oppendorfer- und besonders die Erbpachts- und Kornwasser-Mühle, die 1637 von Wulf von Buchwald angelegt und um 1850 neu erbaut wurde. Schon damals wurde diese wegen ihrer ausgezeichnet schönen Lage sehr viel von Fremden besucht, und in den Jahrzehnten vor dem letzten Kriege war auch die in unmittelbarer Nähe, auf einer Anhöhe neu entstandene Gaststätte „Villa Fernsicht", von der man einen herrlichen Ausblick über grüne Wipfel in den waldigen Talkessel genoß, ein sehr beliebtes Ausflugsziel. Seit der Jahrhundertwende ist Raisdorf als Bäckerdorf bekannt. Weit über die Grenzen Kiels und des Kreises Plön hinaus haben sich die fünf Bäckermeister als Hersteller eines vorzüglichen Landbrotes einen Namen erworben. Das erste Brot buk um 1850 der aus dem Hannoverschen stammende Johann Mowinkel in einem kleinen Stall hinter dem Jeß'schen Hause. 1889 erbaute er in dem, jetzigen Wilhelm Baumann'schen Hause eine neue Bäckerei, die aber um 1900 den Anforderungen der Zeit nicht mehr genügte. Seit 1902 steht das Mowinkel'sche Unternehmen, daß der jetzige Inhaber Johannes Mowinkel zu einem modernen Großbetrieb erweitern konnte, an der Kiel-Preetzer Chaussee. In den 80er Jahren eröffnete Wilhelm Heuck in dem Hans Baumann'schen Haus eine zweite Bäckerei. Heuck, der spätere geschätzte Gemeindevorsteher, kam als junger Bäckergeselle aus Hamburg und brachte eine große Neuigkeit mit: den sogenannten „Spanischen Wind". Mit der zunehmenden Bevölkerung der Werft- und Marinestadt Kiel wuchs auch die Zahl der Einwohner seiner Vororte. Zählte Raisdorf um 1900 rund 450 Köpfe, so war die Volkszahl um 1911—1912 schon wesentlich gestiegen. Viele in Kiel beschäftigte Handwerker, Werkmeister und Angehörige der Marine erwarben in diesen Jahren hier Grund und Boden. Sie erbauten sich bei sparsamster Lebenshaltung und oft unter großen Entbehrungen ihr kleines Familienhaus; heute, im Alter, erfreuen sie sich mit Kindern und Kindeskindern ihres wohl erworbenen Besitzes.

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